KONTROLLE

in Zusammenarbeit mit Stefan Neuberger



Der Werkzyklus KONTROLLE von Moritz Stumm und Stefan Neuberger umfasst mehrere Arbeiten unterschiedlicher Materialien, in dessen Mittelpunkt die 4-Kanal Videoinstallation KONTROLLE steht.


Die Arbeit mit Tieren bei der Polizei hat eine lange Tradition. Der Diensthund ist formell ein Hilfsmittel der körperlichen Gewalt. Pferde werden häufig in Demonstrationen und bei Fußballspielen eingesetzt, um dem Reiter Überblick und Reichweite zu verschaffen, nicht zuletzt um bei Eskalation gegen Widersacher Gewalt auszuüben. Der Einsatz von Tieren bei der Polizei mag anachronistisch anmuten, andererseits gibt es Forschungsarbeiten über den Einsatz von Bienen zum Aufspüren von Drogen, und zum Abfangen von Drohnen werden Adler ausgebildet.


Sowohl Hunde als auch Pferde durchlaufen eine lange Ausbildung, deren Zweck in ihrer Unterordnung sowie dem Abbau von Scheu gegenüber bedrohlichen Situationen besteht. Nachdem Instinkte nutzbar gemacht, beziehungsweise abgewöhnt und die Tiere ihren Führern subordiniert wurden, können sie als kontrollierbare Werkzeuge staatlicher Gewalt eingesetzt werden.


Die gleichnamige 4-Kanal Videoinstallation, die den Kern des Werkzyklus bildet, greift dieses Machtgefüge zwischen Tier, Staatsmacht und implizit den Bürger*innen auf – in Form von stilisierten Aufnahmen von Trainingseinheiten mit Pferden (Reiterstaffel Hannover) und Hunden (Hundestaffel Thüringen) im Polizeidienst. Im Fokus stehen die Tiere, welche mal gelassen, mal aggressiv, dann wieder spielerisch aber stets gehorsam ihren Befehlen Folge leisten. Die Betracher*innen werden durch die installative Anordnung der Videoprojektion mit diesen Übungen konfrontiert. Sie sehen sich einer Machtdemonstration gegenüber. Durch die Gestaltung wird an die Ikonografie von Herrschaftsgewalt erinnert, wie sie beispielsweise bei Reiterstandbildern zu sehen ist und die Frage nach der Inszenierung von Staatsgewalt auch in der Gegenwart gestellt.

Was erzählt die polizeiliche Nutzbarmachung von Tieren zur Ausübung des Gewaltmonopols am Anfang des 21. Jahrhunderts über den Machtanspruch des Menschen über die Natur? Welche Parallelen lassen sich ziehen, zu unserer eigenen Natur, unseren Trieben und Instinkten?

KONTROLLE

49:24 min, 4-Kanal 16:9 & 9:16, color, 5.1sound



ZÄHMUNG

Die Videoarbeit ZÄHMUNG führt in den Werkzyklus ein, indem sie die ersten Maßnahmen der Nutzbarmachung und Dressur des Pferdes in den Fokus rückt: den Hufbeschlag, das Aufzäumen und das Anlegen von Geschirr sowie Schutzausrüstung.

ZÄHMUNG
Video auf Monitor
5:40 min.


HAUS 10

Die 1-Kanal Videoarbeit HAUS 10 führt uns in eine Wohnung,
die zum Spürhundetraining mit ausrangierten Gegenständen der Bediensteten eingerichtet wurde. Während wir mehrere Polizeihunde bei ihrer
erfolglosen Spurensuche beobachten, drängt sich das Interieur der
eingerichteten Wohnung mehr und mehr in den Vordergrund und erzählt so ganz nebenbei von den Einrichtungsvorlieben der Thüringer Polizist*innen
Anfang der 90er Jahre.

HAUS 10
1-Kanal Videoinstallation
8:47 min.


SUCH

ist eine Videoarbeit, die sich mit dem bemerkenswerten Geruchssinn von Hunden, im Speziellen hier Spürhunden
beschäftigt. Aus großer Distanz folgt die Arbeit dem Weg eines Spürhundes. Durch ein klangliches Element wird der Spürsinn des Hundes
akzentuiert.

4 x Video auf Monitor
Loop


GERÄT

Die Videoarbeiten im Werkzyklus des Künstlerduos NEU & STUMM werden durch Fotografien ergänzt, die Ausbildungsgegenstände wie Fahndungsfotos inszenieren.